Der moderne Antisemitismus, der seinen Höhepunkt im industriellen Massenmord an Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus fand, hat eine lange Vorgeschichte. So kam es bereits in der Geschichte des christlich geprägten Mittelalters immer wieder zu antijüdischen Pogromen, zur Vertreibung und Entrechtung der jüdischen Bevölkerung und zu tausendfachem Morden. Dieser christliche Antijudaismus war auch für die Nazis immer wieder ein wichtiger Bezugspunkt.
Der moderne Antisemitismus wird als Produkt aus diesem christlichen Antijudaismus, sozial begründeter Feindschaft gegen die Juden als angebliche Wucherer und dem Rassismus der Aufklärungszeit verstanden. Im modernen Antisemitismus wird das Judentum nicht mehr als eine Frage des aufgebbaren Glaubens, sondern als eine Frage der unveränderlichen biologischen Existenz angesehen. »Den Juden« wird im modernen Antisemitismus – in einem Versuch der irrationalen Welterklärung – die Schuld an gesellschaftlichen oder anderweitigen Miseren gegeben.
Antisemitismus hat jedoch viele verschiedene Facetten und tritt in sehr unterschiedlicher Gestalt und mitunter auch unter dem Deckmantel der Kritik am Staat Israel auf.
Literatur
- Kapitel im Buch »Dialektik der Aufklärung«, erschienen im Suhrkamp-Verlag. Elemente des Antisemitismus. Grenzen der Aufklärung.
- »Man wird ja wohl Israel noch kritisieren dürfen … ?!« Über legitime Kritik, israelbezogenen Antisemitismus und pädagogische Interventionen. Berlin 2012